Neues Jahr – doch kein Glück?
Alles auf 0 – zurück zum Start – der Anfang des neuen Jahres. Was sich anhört, wie der hoffnungsvolle Beginn eines Brettspiels, spiegelt den mentalen Versuch mancher wider, im Spiel des Lebens alten Ballast über Bord zu werfen. Und sind wir ehrlich, schön wäre es. Schön wäre es doch, all die durchlebten tiefsitzenden Emotionen des vergangenen Jahres wie Trauer, Hass, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Wut in Schubladen verschwinden lassen zu können. Kategorisieren der eingebrannten Erinnerungen. Hoffnung, Freude, Liebe da. Negatives dort. Am besten ganz weit weg in den Katakomben unseres Verstands. Und pünktlich zum Jahreswechsel, schütteln wir in einem Akt der Zuversicht, die negativen Lasten von unseren Schultern ab.
Doch, so ist das Leben nicht, es gibt keine Speicherpunkte die wir wiederherstellen können, um falsche Entscheidungen oder schlimme Ereignisse rückgängig zu machen. Schlechte Erfahrungen lassen sich nicht ausradieren und machen uns verwundbar. Je nach psychischer Widerstandsfähigkeit manchen mehr, manchen weniger. Doch ist es ein Irrglaube zu denken, alles geht unproblematisch an einem vorbei. Jeder entwickelt andere Verdrängungs- und Bewältigungsstrategien um Herr der Lage zu werden. Doch egal wie weit sich die schlechten Erinnerungen nach hinten schieben lassen, manchmal genügt nur einen kleinen Auslöser und alles ist wieder da. Doch was tun?
Wichtig ist zu verstehen, dass es im Grunde bei allen Erfahrungen die wir anstreben und durchleben, nur um Gefühle geht. Sie entscheiden, zu welchen Menschen und Dingen wir uns hingezogen fühlen, wofür wir uns interessieren und wie wir leben. Erfolg, Beziehung, Reisen und Wohlstand – es geht nie um die Sache an sich, sondern um das positive Gefühl, das wir damit verbinden. Wer nun manche Gefühle permanent unterdrückt oder verdrängt weil er Angst hat, dass vergangenes sich wiederholt, stumpft innerlich ab und endet depressiv. Gefühle zu unterdrücken kann einem zusehends Energie rauben und das nur weil wir süchtig sind nach positiven Gefühlen.
Doch leider kann das nicht funktionieren. Negative Emotionen sind ebenso erlaubt wie positive Emotionen. Ohne das eine, kann das andere nicht existieren. Würden wir diese Emotionen wie Hass oder Angst nicht kennen, wüssten wir auch nicht was Lebensfreude, Glück und Ekstase ist. Wie eine Batterie hat das Leben zwei Pole: Positiv als auch Negativ. Erst wenn die Energie zwischen diesen beiden fließt, ergibt sowohl die Batterie als auch unser Leben einen Sinn. Beide Pole sind wichtig. Wenn wir jedoch versuchen die eine negative Seite zu unterdrücken rennen wir tagein, tagaus der anderen hinterher. Wie soll man so sein Glück dauerhaft erreichen?
Vielleicht sollten wir daher das neue Jahr nicht damit beginnen, weiter schlechte Erfahrungen zu verdrängen, sondern aktiv das vergangene Jahr zu verarbeiten, Revue passieren zu lassen was war und uns beschäftigt hat um durch aufräumen in unseren Köpfen Platz zu schaffen für neue Emotionen, seien sie wie auch immer, und nicht einfach die Schubladen bis unter den Rand zu füllen, bis irgendwann alles über uns hereinbricht.
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